Ich wurde oft gefragt, was mir wirklich geholfen hat. Es war das Zusammenspiel vieler verschiedener Dinge jeweils zum richtigen Zeitpunkt, das mich in meinem Prozess unterstützt hat. In erster Linie war es die Therapie mit Jesus und die Unterstützung von Menschen, die sich mit Trauma auskennen. Gleichzeitig hatte ich auch den Willen und starken Drang, zusammen mit Jesus alleine daheim weiter daran zu arbeiten.
Als das Trauma hochkam, ging es zuerst in der Spirale tief abwärts in die Abgründe des Unerträglichen. Auf diesen Fall war ich nicht vorbereitet gewesen. Unten angekommen, musste ich mich wieder aufraffen, was mir zuerst sogar unmöglich erschien, und Treppenstufe um Treppenstufe wieder hochgehen. Ein langer Anstieg – ohne Abkürzungen – wartete auf mich.
Relativ schnell im Prozess kam ich an den Punkt der Vergebung. Ich hatte bisher immer gehört: Busse tun, vergeben und wenn möglich versöhnen. Das war das, was ich kannte. Doch noch wenn ich dies unzählige Male getan habe, blieb mein Herz trotzdem schwer… und es kam immer wieder hoch.
Zu dieser Zeit hatte mir jemand aus meinem Umfeld ein Büchlein in die Hand gedrückt: »Der Kreislauf der Erneuerung« von Marco Gmür [Zusammenfassung oder App, inderweidverlag.ch, Website Links]. Der erste Schritt darin ist die Offenbarung, das Erkennen und die Anklage, denn: „In der Anklage zeigt sich erstens, was wirklich in meinem Herz ist und zweitens prüfen wir, ob in der Anklage Gottes Reden enthalten ist. Wir bringen Herz und Wort in Übereinstimmung. Das was in unserem Herzen ist sprechen wir mit unseren Worten aus. Es geht bei der Anklage nie um eine Verurteilung einer Person, sondern um das Benennen von Verletzungen.“ [Marco Gmür, Der Kreislauf der Erneuerung, In der Weid Verlag, 1. Ausgabe 2011, Seite 19-20]

Genau diese Anklage war einer meiner Durchbrüche! Ich habe jede einzelne Verletzung, jeden einzelnen Schmerz und jedes für mich empfundene Unrecht auf ein Post it geschrieben und an meine Betonwand geklebt… und mein Herz wörtlich bei Jesus „ausgekotzt“. Das hat so befreit, einfach alles ganz ehrlich auszusprechen und auszuschreien, was mein Herz seit langem mit sich herumtrug. Auch meine Wut über das Geschehene und obendrauf über mein Nichtverstehen, wo Gott damals in dieser Situation war, warum er mich nicht beschützt und bewahrt hat. Was ich gelernt habe? Er hält das aus! Wir sind Zettel für Zettel gemeinsam durchgegangen.
Es ist wichtig, alle Schritte bis zum Ende zu gehen. Es ist empfehlenswert, jemanden dabei um Hilfe und Begleitung zu bitten. Nicht jeder sollte dies allein tun. Der erste Schritt ist, darüber zu beten und Jesus zu fragen, was im Prozess dran ist, wie der Weg aussehen soll und wer könnte dabei unterstützen.
Zum Thema passend habe ich drei inspirierende Predigten von Dr. Johannes Hartl gefunden:
- Wenn die Seele weint [YouTube Link, 02.07.2020]
- Krisen bewältigen [YouTube Link, 26.05.2020]
- Der gute Gott und das Leid Q&A [YouTube Link, 05.02.2021]
Aber ich bin sehr traurig und habe dem Herrn mein Herz ausgeschüttet.
1. Samuel 1,15
Mit 💛lichem Dank für das Titelbild an Public Domain Pictures, pixabay.com [Website Link]