Ein Licht im Sturm

Die Ruhe half den Druck, funktionieren zu müssen, herauszunehmen. Gleichzeitig war mir immer noch nicht klar, wie ich das jetzt anpacken und welche Hilfe ich in Anspruch nehmen sollte. Ich wusste nur, dass ich zurück in diesen aus meinen Träumen dunklen Wald kehren und mich dem Trauma stellen musste.

Denn der Albtraum, den ich immer als Kind hatte, war zurückgekehrt und verfolgte mich von Neuem. Darin hatte ich riesige Angst vor Wölfen, die aus dem dunklen Wald kamen und draussen vor der Haustür Zähnefletschend warten würden, um mir und anderen fürchterlich wehzutun. Ich rannte in der Wohnung auf und ab und prüfte die Fenster. In der Dunkelheit sah ich nichts, aber ich hörte das Schnaufen, das Knurren, das Aufheulen… Wenn ich aufwachte, spürte ich den Horror im Nacken, diese Erstarrung, diese Unruhe. Mein ganzer Körper fühlte sich im Ausnahmezustand an, durch das Empfinden nichts tun zu können. Ich fühlte mich so machtlos der Situation ausgeliefert – Schockstarre!

Mit ungefähr zwölf Jahren hatte ich entschieden, nie mehr jemandem zu trauen und von niemandem mehr abhängig zu sein, sondern alles aus eigener Leistung zu schaffen. Und genau so versuchte ich zuerst, mein Kindheitstrauma anzupacken – betend aber selbst machend. Mit dem Resultat, dass ich komplett zusammenbrechen musste, um eine meiner wertvollsten Lektionen zu lernen.

Wenn Jesus alles bleibt, was wir haben, wird es zur tiefen Wahrheit, dass Jesus alles ist, was wir brauchen. Am Boden liegend, unfähig mehr aufstehen zu können, wurde zu einem der tiefsten, innigsten Momenten in der Gegenwart Jesus. Das erste Mal in meinem ganzen Leben konnte ich es nicht mehr aus eigener Kraft tun. Es war unmöglich. Dafür musste ich aber zuerst alles loslassen, damit Jesus meine Quelle der Liebe, Stärke und Sicherheit werden konnte. Wie Petrus auf dem Wasser, als er sank, musste ich zu ihm blicken und rufen: „Herr, rette mich!“ Denn erst als ich den Versuch aufgab, mich selber retten zu wollen, konnte er mich aufrichten.

Alleine hätte ich weder den Weg gehen noch den Schmerz überleben können. Ich hätte an diesem Moment definitiv aufgegeben und diesem unerträglichen Ringen sowie meinem Leben ein Ende gesetzt. Doch Jesus hat mich keine Sekunde alleine gelassen. Er sass mit mir auf dem Boden und wich nicht von meiner Seite. Es war und ist Jesus, der mich da hindurch gebracht hat, was kein Mensch mehr tun hätte können.

Dieses Video von Joel Mitchell und seiner Tochter [Facebook Link] spiegelt für mich symbolisch meine Situation sehr passend wieder, wie ich dagegen ankämpfte und Jesus liebevoll an meiner Seite wartete, bis ich endlich bereit war, mich ihm zu zuwenden. Denn niemand kennt durch seine Narben besser unsere Ängste, Verletzungen und Kämpfe:

Ein Mann der Schmerzen… verachtet, geschlagen, erniedrigt… Er wurde gestraft, damit wir Frieden haben. Durch seine Wunden sind wir geheilt.

Jesaja 54,3-6

Mit 💛lichem Dank für das Titelbild an Niko_Shogol, pixabay [Website Link]