Öffnet euch, ihr uralten Türen

Bei einem Herzensprojekt hatte Gott mich durch einen schmerzhaften Lernprozess geführt. Ich hatte zugesagt, ohne seinen Willen zu prüfen. Mit viel Leidenschaft und Motivation habe ich mich in jeder freien Minute investiert. Der Segen blieb spärlich. Ich erlebte eine Enttäuschung nach der andern; sie trafen mich stets in meinem Innersten. Zum Schluss brachte mich Gott zurück in meine Kindheit und zur Quelle der Verletzung.

Im Buch »Der Köder des Feindes« schreibt John Bevere: „Wenn wir verletzt sind, errichten wir Mauern, um unser Herz zu schützen und künftigen Verletzungen vorzubeugen. Weiter: „Wenn wir alles durch die Brille unserer Verletzungen und Erfahrungen betrachten, ist es uns nicht möglich, Gott zu glauben.“ [John Bevere, Der Köder des Feindes, Adullam Verlag, 3. Auflage, November 2006, Seite 26+28]

Durch das Lesen dieses Buches ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich hatte seit Kindheit Abwehrmechanismen entwickelt. Da ich niemandem mehr traute, habe ich den Menschen den Zutritt zu meinem Herzen verweigert. Ich hab sogar erwartet, dass sie mir ein Messer in Rücken rammen würden, um mir zu beweisen, dass ich recht hatte. Ich nahm alles persönlich und wenn ich verletzt wurde, hab ich die Mauern nur noch dicker gebaut. Verletzte Menschen verletzen – sich selbst oder andere.

Ich habe im Prozess gelernt, solange ich mein Kindheitstrauma nicht mit Jesus aufarbeite, wirkt sich meine Vergangenheit auf das Heute aus. All meine Verletzungen helfen mir, wenn ich es zulasse, mit andern Menschen mitzufühlen. Sind aber meine Wunden nicht geheilt, wird mich der Ursprung immer wieder einholen. Dadurch besteht die Gefahr, wenn auch oft unbewusst, anderen wehzutun und sie abzuweisen.

Deshalb ist die Aufarbeitung meiner Lebensgeschichte ein wichtiger Schritt. Jesus will gebrochene Herzen heilen und Wunden verbinden [Psalm 147,3]. Seine bedingungslose Liebe [1. Korinther 13,4-8] trägt mich besonders dann, wenn ich ihm meine Zerbrochenheit hinhalte. Solche Zeiten helfen mir letztlich, Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen, Mauern abzubrechen, Busse zu tun und bei Menschen um Vergebung zu bitten.

Rund anderthalb Jahre bevor mein Trauma definitiv an die Oberfläche kam und es nicht mehr möglich war, dieses wieder wegzuschliessen, hat mir Gott speziell den zweiten Teil des Psalms 24 von David ans Herz gelegt:

Öffnet euch, ihr ehrwürdigen Tore und ihr uralten Türen, damit der König der Herrlichkeit einziehen kann. Wer ist der König der Herrlichkeit? Es ist der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Kampf. Öffnet euch, ihr ehrwürdigen Tore und ihr uralten Türen, damit der König der Herrlichkeit einziehen kann. Wer ist der König der Herrlichkeit? Es ist der allmächtige Herr – er ist der König der Herrlichkeit.

Psalm 24,7ff

Ich habe diesen Psalm immer wieder gebetet, und heute weiss ich, dass dies zur Vorbereitung diente, obwohl ich dazumal noch nicht wirklich verstand, worum ich bat. Es scheint ein göttliches Geheimnis zu sein: Da, wo die alten, verschlossenen Strukturen sich öffnen und erneuert werden, entsteht Raum für den König der Könige.

Mit 💛lichem Dank für das Titelbild an ajotasan, pixabay.com [Website Link]